Andacht am Schmoeler Hexenstein


Seit 2018 kann am Rande der B 502 ein besonderes Wahrzeichen besucht werden. Umgeben von einer Rasenfläche und wildwachsenden Büschen, erinnert der Schmoeler Hexenstein als erstes und bislang einziges sichtbares Zeichen in der Region an die Verfolgung und Tötung von Hexen vor rund 300 Jahren. In vier Jahren Bauzeit wurde das Projekt von engagierten Menschen verwirklicht. Initiator ist der Giekauer Künstler Jan Koberstein. Diesen Ort wählten Julia Jünemann, Referentin für Frauenarbeit im Kirchenkreis Plön-Segeberg, und Silke Meyer, Leiterin des Ev. Frauenwerks Lübeck-Lauenburg, um mit einer Andacht der Opfer zu gedenken und ein Zeichen für eine friedliche und freiheitliche Gesellschaft ohne Vorverurteilungen zu setzen. Ein Ort, mit einer traurigen Geschichte. Einem Erinnerungsort, einem Ort, der nun ein Thema wachhält, dass sehr lange tabuisiert war.

Die Veranstaltung fand am 8. August 2019 ab 17 Uhr statt. Gut dreißig Frauen, Männer und Kinder fanden den Weg nach Schmoel. Einige von ihnen hatten an der Errichtung des markanten Ziegelbaus mitgewirkt, andere kamen aus Interesse an dem Thema Hexen oder aus Freude an einer Andacht unter freiem Himmel. Nach einer Begrüßung von Silke Meyer beschrieb Julia Jünemann historische Geschehnisse im Jahre 1686. In den Hexenprozessen des Christoph Graf von Rantzau waren auf Gut Schmoel und in Oevelgönne 18 Frauen und Männer als Hexen verurteilt und hingerichtet geworden. Die Diakonin verdeutlichte das bedrückende Klima von Angst in dieser Zeit, das alltägliche Begebenheiten und Streitigkeiten in den Hexenwahn ausufern ließ. Eine meditative Zeit gab den Teilnehmer_innen Raum, das Gehörte zusammen mit dem Ort auf sich wirken zu lassen. Die anschließende Gelegenheit zum Austausch wurde lebhaft angenommen. Besonders deutlich wurde der Wunsch, dass das Wahrzeichen mehr als nur ein Ort der Trauer sein möge, sondern vielmehr ein Zeichen für Wandlung der tragischen Geschehnisse in neue Wege zu einem guten Leben. Diese Sehnsucht konnte in der anschließenden Andacht vor Gott gebracht werden. In einer Dialogpredigt gaben Silke Meyer und Julia Jünemann, Raum für Trauer und Entsetzen, auch über die Verfolgung und Ermordung unschuldiger Menschen in anderen geschichtlichen Zusammenhängen und über die gegenwärtige Hexenverfolgung in Papua-Neuguinea. Ebenso wiesen sie auf vergleichbare Vorgänge in der heutigen Gesellschaft, beispielsweise durch Hetze im Internet hin. Sie thematisierten Misstrauen und Verachtung gegenüber weiblichen Werten, die ein wichtiger Faktor in der historischen Hexenverfolgung waren und mit denen Frauen heutzutage immer noch umzugehen haben. Ein besinnlicher Tanz nach einer Melodie aus dem Balkan schenkte meditative Momente und schuf Gemeinschaft. Im Abschlussgebet wurden die Namen der in den Hexenprozessen von 1686 getöteten Menschen verlesen. Für jede und jeden von ihnen sowie für die, die nicht mehr genannt werden können, legten alle Anwesenden einen weißen Stein mit einem Kreuz in die Fugen des Schmoeler Hexensteins. Dort blieben die Steine nach der Veranstaltung. Sie erinnern daran, dass Menschen von heute die Opfer von damals nicht vergessen haben und sich wünschen, dass wir alle aus der Geschichte lernen.